Kerne, Kooperation und Konkurrenz
Silke Fengler
Kerne, Kooperation und Konkurrenz
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At the end of the 19th and beginning of the 20th century, a new sub-field of physics and chemistry emerged centering on radioactivity. Its disciplinary structures were slow to crystallize. The early phase of this field was characterized by substantial international exchange between the European centers in Vienna, Paris, Berlin and Cambridge and a concomitant high degree of transdisciplinarity. Research on radioactivity was also marked by an unusual openness in respect to gender and gender politics. The volatile political and social context of nuclear research, which abruptly changed several times, acted to further, impede or block these initiatives to transcend diverse boundaries in science, politics, and society. The two central questions of the present project are: How did the agendas and foci of Austrian nuclear research, and the styles of work of the scientists, change within the framework of international cooperation and competition? How were these developments dynamically linked with the political, social and cultural shifts in European history in the 20th century? The historical analysis starts with the founding of the Vienna Institute for Radium Research (IRR), including the institutes for physics at the University of Vienna that worked in close cooperation with the IRR. The period under investigation extends from the late years of the Austrian-Hungarian Empire to World War I, the era of "Red Vienna," the "state of estates" (Ständestaat) and the Nazi dictatorship, down to the full restoration of Austrian sovereignty in 1955. The study will include systematic transnational comparisons with the other centers of European nuclear research, based in part on existing literature from the history of science, as well as exact reconstructions of the bilateral and multilateral cooperative links and relations with the international scientific community. In this way, the proposed project is expected to go beyond the historical reconstruction of nuclear research in Austria and shed light on the importance of nationality and internationality, both for framing politics and as mental and cultural points of reference for the behavior and actions of the scientific actors and the production of scientific knowledge under shifting constellations of war and peace, democracy and dictatorship.

Wie veränderte sich die Radioaktivitäts- und Kernforschung in Österreich seit der Entdeckung des Kernzerfalls im späten 19. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges? Dieses Buch bietet eine profunde Analyse lokaler Forschungstraditionen im politisch-sozialen und wirtschaftlichen Kontext. Die Studie verortet das Institut für Radiumforschung in Wien und andere österreichische Standorte der Radioaktivitäts- bzw. Kernforschung in zwei sich überlagernden Netzwerken: Einerseits im regionalen Forschungsraum der Habsburger Monarchie, der Ersten Republik und des „Dritten Reiches“ und andererseits in der globalen Gemeinschaft der „Radioaktivisten“. Sie zeigt anhand neuer Archivquellen, welche Rolle die in Österreich vorhandenen Ressourcen im globalen Netzwerk der Kernforschung spielten.

Language
German
ISBN
978-3-205-79512-4
Kerne, Kooperation und Konkurrenz
Cover
Backcover
Impressum
ISBN 978-3-205-79512-4 Web-Link zur Buchdetailseite der Printausgabe
Inhalt
1. Kernforschung in Österreich im Spannungsfeld von internationaler Kooperation und Konkurrenz
1.1 Internationalisierungsprozesse in der Radioaktivitäts- und Kernforschung  : Eine Skizze
1.2 Begriffsklärung und Fragestellungen
1.2.2 Ressourcenausstattung und Ressourcenverteilung
1.2.3 Zentrum und Peripherie
1.3 Forschungsstand
1.4 Quellenlage
1.5 Aufbau der Arbeit
2. Österreich-Ungarn und die internationale Radioaktivitätsforschung, 1899–1918
2.1 Österreich-Ungarn in der internationalen Radiumökonomie
2.2 Das regionale Netzwerk formiert sich
2.2.1 Anfänge der Radioaktivitätsforschung im Kontext des Exner-Kreises
2.2.2 Kooperationsformen der Mitglieder
2.2.3 Wissenstransfer vom Zentrum in die Peripherie
2.3 Das Zentrum formiert sich
2.3.1 Gründung des Instituts für Radiumforschung
2.3.2 Verbindungen zur böhmischen Radiumindustrie
2.3.3 Verleih radioaktiver Substanzen durch die Akademie
2.3.4 Bereitstellung radioaktiver Präparate
2.4 Das Zentrum etabliert sich
2.4.1 Wien als metrologisches Zentrum der Monarchie
2.4.2 Die Internationale Radiumstandard-Kommission
2.4.3 Das Scheitern der Nomenklaturfrage im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn
2.5 Die Gefährdung des Zentrums
2.5.1 Die Radioaktivistengemeinschaft und der Erste Weltkrieg
2.5.2 Österreich-Ungarn in der neuen internationalen Radiumökonomie
2.6 Der Radiumreichtum  : ein Wiener Monopol
3. Von der Radioaktivitäts- zur Atomzertrümmerungsforschung, 1919–1932
3.1 Die Naturwissenschaften in Österreich nach 1918
3.2 Das regionale Netzwerk festigt sich
3.2.1 Der Exner-Kreis und die Physik im Nachkriegsösterreich
3.2.2 Der Exner-Kreis zwischen Kooperation und Konkurrenz
3.3 Das Zentrum (re-)formiert sich
3.3.1 Wiederaufleben des internationalen Netzwerks
3.3.2 Wiederaufnahme des internationalen Präparateverleihs
3.3.3 »Unter keinen Bedingungen verbandelt«  : Kooperationen mit der Industrie
3.3.4 Rückkehr auf die internationale Bühne
3.4 Das Zentrum in Aktion  : Atomzertrümmerungsforschung als internationales Projekt
3.4.1 Stipendien für Zentrum und Peripherie
3.4.2 Atomzertrümmerungsforschung zwischen Kooperation und Konkurrenz
3.5 Die Anfänge der Atomzertrümmerungsforschung als Geschäft der Reichen
4. Kernforschung in Österreich, 1932–1938
4.1 Das Zentrum behauptet sich
4.1.1 Neue Standards für die Internationale Radiumstandard-Kommission
4.1.2 Neue Mitglieder für die Internationale Radiumstandard-Kommission
4.1.3 Der Ruf nach höchsten Spannungen in der internationalen Kernphysik
4.1.4 Die Wiener Reaktionen
4.1.5 Das Polonium-Netzwerk im Dienst der Neutronenforschung
4.1.6 Höhenstrahlungsforschung zwischen Peripherie und Zentrum
4.2 Das Zentrum verliert den Anschluss
4.2.1 Abzug ausländischen Kapitals
4.2.2 Marginalisierung im deutschsprachigen Wissenschaftskontext
4.3 Kernforschung in Österreich als nationales Projekt
4.3.1 Sparmaßnahmen
4.3.2 Der Streit um die Physikalischen Institute
4.3.3 Pläne für einen Teilchenbeschleuniger in Wien
4.4 Wüstentrockenheit auf dem Gebiet der Atomzertrümmerung
5. Kernforschung im Kontext des »Dritten Reiches«, 1938–1945
5.1 Das regionale Netzwerk wird zerstört
5.1.1 Die Auflösung des Exner-Kreises
5.1.2 Die Internationale Radiumstandard-Kommission im Zweiten Weltkrieg
5.2 Auf der Suche nach neuen Organisationsformen
5.2.1 Die Neuordnung der Physikalischen und Chemischen Institute
5.2.2 Die Suche nach neuen industriell-wissenschaftlichen Netzwerken
5.3 An der Peripherie des neuen Netzwerks
5.3.1 Forschungsarbeiten im Auftrag des Militärs
5.3.2 Neue Pläne zum Bau eines Teilchenbeschleunigers in Wien
5.3.3 Der problematische Radiumnachschub
5.3.4 Kernforschung für den Uranverein
5.3.5 Geophysik im Kontext des SS-Ahnenerbes
5.4 Das Kriegsende
5.5 Den Krieg für die Wissenschaft nutzbar machen
6. Kernforschung für die Alliierten – ein Epilog
6.1 Alliierte Geheimdienste auf den Spuren der Kernforschung in Österreich
6.2 Die Alliierten als Arbeitgeber
6.3 Kernforscher aus Österreich  : Keine Munition im »Arsenal des Wissens«
7. Schluss
8. Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Verzeichnis der benutzten Archivbestände
Literaturverzeichnis
Personenregister
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