Geniekult in Geisteswissenschaften und Literaturen um 1900 und seine filmischen Adaptionen
Julia Barbara Köhne
Geniekult in Geisteswissenschaften und Literaturen um 1900 und seine filmischen Adaptionen
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Contents
Reviews

The monograph focuses on the “genius” as a figure of knowledge and representation in two discoursive and medial settings: first, texts from the Humanities and theory of science, in particular published between 1890 and 1920, and, second, subset feature films since the mid-1980ties, which re-echo the ‘cult of the genius’. The “genius” is considered to be a figure by which newly constituted academic disciplines managed to build up their professional identity, legitimated their methodologies, and reassured themselves of their own intellectual and creative powers. Furthermore, the book shows how imaginations of “ingenious” artists and masterminds, that refer to this historical period, are depicted in selected movies since the mid 1980ties.

Die Frage, wem die Auszeichnung „Genie“ gebühre, wurde vor hundert Jahren in unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Disziplinen und in vielfältigen literarischen Texten überaus hitzig debattiert. Die Monographie wirft einen Blick auf die epistemologischen Funktionen sowie rassistischen und geschlechterspezifischen Implikationen der Wissensfigur „Genie“ und zeigt, wie sich der geisteswissenschaftliche Geniekult um 1900 in der späteren populären Filmkultur widerspiegelt.Die Frage, wem die Auszeichnung Genie gebühre, wurde vor hundert Jahren in geisteswissenschaftlichen Disziplinen und in literarisch-philosophischen Texten, z. B. von Walter Benjamin, Jakob Wassermann, Otto Weininger und Edgar Zilsel, hitzig debattiert. Die Monographie wirft einen Blick auf die glorifizierenden Zuschreibungen und epistemologischen Funktionen, die der Wissensfigur „Genie“ in der damaligen Scientific Community zugewiesen wurden. Sie untersucht, wie sich Vertreter vor allem neuerer Fachdisziplinen mithilfe der Geniefigur ihrer eigenen intellektuellen und schöpferischen Potenz versicherten, welche politischen, rassistischen und geschlechterspezifischen Implikationen das „Genie“ in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts transportierte und wie sich der geisteswissenschaftliche Geniekult um 1900 in der späteren Populärkultur, ausgewählten Spielfilmen ab Mitte der 1980er Jahre, widerspiegelt.

Language
German
ISBN
Unknown
Julia Barbara Köhne: Geniekult
Cover
Backcover
Impressum
ISBN 978-3-205-79481-3 Web-Link zur Buchdetailseite der Printausgabe
DANK
ANMERKUNGEN
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG: GEISTESWISSENSCHAFTLICHER GENIEKULT UM 1900 UND SEIN FILMISCHER WIDERHALL
Denkspiel
Kulturelle und wissenschaftliche Unsicherheiten
Genie als (Re-)Generator: Genie und Wissenschaft
Paradoxe Zuschreibungen
Epistemische Besonderheiten
Epistemische Besonderheit I: Untote – Abwesenheit
Epistemische Besonderheit II: Geheimnis
Forschungsstand
Widerhall im Film
Übersetzungen: Genietext – Geniefilm
Aufbau und Methodendesign
TEIL A
I WISSENSCHAFTLICHE VERFAHREN
I. 1 Biographisieren: Genie – Leben – Schreiben
Das geniale Leben erzählen
Kontinuität und Aktualität
Umarmung von Wissenschaft und Biographik
Wissenschaft – Nichtwissenschaft / Biographie
Zwei Beispiele zum Konnex von Wissenschaft und Biographik
Spezialfall Jesus-Biographien um 1900
Vorüberlegung
Jesus als humaner entjudaisierter Heiliger
Jesus als lebensferner Idiot
Jesus als Symbolfigur für Gottesnähe und Menschenliebe
Jesus als Quasi-Arier
Jesus als ins Judentum heimzuholender Jude
Jesus als homoerotischer Verführer zum Opfertod
Jesus als Spitze aller Genies
Never Change A Winning Strategy … Jesus als Vorbild für Genienarrationen
Conclusio: Genieforschung und Biographik: Ein Pas de deux
I. 2 Metaphorisieren: Natur- und Himmelsmetaphern
Naturelemente: Wasser, Feuer (Licht, Blitze), Luft (Wetter), Erde (Berge)
Feuer
Wasser
Erde und Berge
Astral- und Himmelskörpermetaphern: Sonne, Planeten, Sterne
Conclusio: Das stellare Genie
II KONZEPTUELLE FIGURATIONEN: FÜNF FRAGEN
II. 1 (De-)Sakralisieren /Erotisieren: Religiosität und Genie bei Hans Blüher /Kritik am Genieglauben bei Julian Hirsch und Edgar Zilsel
Auftakt: Ein scheinbar säkularisiertes Säkulum
Abenddämmerung und Verblassen der Urbilder
Magie der Jahrhundert- und Jahrtausendwenden
Nietzsche : Das kollektive Töten Gottes
Säkularisierung und religiöses Vakuum
Genie als Gottersatz : Genie-Götter
Hans Blühers Beschreibung des deutschen Wandervogels: Mann-männliche Erotik und Führerpersönlichkeit
Weltanschauungsvereine
Jugendbewegung
Umfeld
Führerbild
Wander-Vögel: Männerbünde und der christusähnliche „Männerheld“
Exklusion von Frauen und „Juden“
Geniebilder
Sublimation oder Akt ?
Bruderschaft, Sonderunsterblichkeit und Geniehimmel
Reproduktionsbild
Soziales Begehren
Julian Hirschs Die Genesis des Ruhmes: Eminente Persönlichkeiten, Verehrungstrieb und Phänographik
Wider die Geniedrachen: Edgar Zilsels Die Geniereligion
Rezeption und Forschungsstand
Vorhaben
Wiener Kreis
Die disziplinäre und methodische Unzuordenbarkeit Zilsels
Zilsel-These
Die Geniereligion: Analyse
Nach- und Mitweltvorstellungen
Heldisches
Religiosität und Geniereligion
Unmenschlichkeit – Exklusionen: „Masse“ und „Jüdisches“
Zilsels wissenschaftliches Selbst und das Wissenschaftlichkeitsproblem
Naturwissenschaftliche Metaphern
Zilsels blinde Stellen: Geschlechterfragen und Psychoanalyse
Ausbreitung von Unwahrheit und Verlust von Werten
Conclusio: Religiosität und Genie
II. 2 Vergeschlechtlichen: Schwangere Philosophen und geistige Kinder
Platon – Gastmahl – Sokrates – Eros
Walter Benjamins Kritik der „Erektion des Wissens“ und der Vergeschlechtlichung des Geistigen
Exkurs : Sokrates
Benjamins Sokrates
Erektion des Wissens
Prostitutionsexkurs
Conclusio: Vergeschlechtlichende Metaphern
II. 3 Verweiblichen: Ist Jakob Wassermanns Faustina ein weibliches Genie? – Ein Gespräch über die Liebe
Biographie
Faustina
Entleerte Liebe und Trägheit des Herzens
Selbstgenialisierung und Geniekult
Faustinas Einwand: Vergänglichkeit – Fleisch
Genie und Liebe
Sinnlichkeit und Geschlechterdifferenz
Schweigen und Verschwinden
Genie , Liebe und Herzensträgheit
Bruch: Der Literat
Conclusio: Frauenexklusion
II. 4 Rassifizieren: Otto Weiningers Geniemetaphysik. Vom „Juden“ zum „Genie“ zum Religionsstifter
Geistige Eskalationen: Entkörperlichung und De-Sexualisierung des Genies
Einstieg : Das Enigma Weininger – Biographisierung
Geschlecht und Charakter – Rezeptionen
Vorhaben
Zeitgenössische und aktuelle Rezeptionen und Gender
Weiningers Methode: Empirie ohne Empirie
Pyramidensystem: Stufenplan für männliche Genieprätendenten
Transzendentalisierung und Christianisierung des Genies
Geschlechterdifferenz und Frauen
Sexuelle Zwischenformen und Re-Essentialisierung
Genialität und Genitalität
Potenzialitäten des „jüdischen“ Mannes in zwei Richtungen
Arier
Der geniale Religionsstifter
Selbstgenialisierungen Weiningers und der Wissenschaft
Exkurs : Kein Geheimnis , ein Geheimnis : Juden , Frauen versus Genies
Wildes Sphinx
Conclusio: Frage des Geschlechts – Lösung der Frauenfrage
Thesen
Textstrategien : Geniales Wissen
II. 5 Kollektivieren /Züchten: Visionen eines genialen deutschen Volkskörpers
Kollektivierung der Genialität – Das geniale Kollektiv
Geniale Gesichter beschreiben – Physiognomik, Portrait, Phrenologie
Natur und „Rasse“ und ihre Verbindung zum Genie im 19. Jahrhundert
Rassenpolitische Ideologie: Houston Stewart Chamberlains Idee eines reinrassigen genialen Kollektivs und Ludwig Flügges hysterophile Genies
Houston Stewart Chamberlains Grundlagen
Das Christliche als Grundlage für das Geniale
Chamberlain und Cosima oder : Vermischte Mitteilungen aus der Blümelgasse
Arisierung und Germanisierung des Genies
„Germanen“ versus „Jüdische Rebläuse“
Nationalsozialistische Ausläufer: Begabtenpolitik und Züchtungsphantasien
Züchtung und Veredelung
TEIL B
III GENIALER WIDERHALL: FILMISCHE ADAPTIONEN DES GENIEKULTS AB MITTE DER 1980ER JAHRE
Mind The Gap – Der wilde Sprung
Transmedial
Geniewissen und Geniefilme
Sur Plus – Spezifik des Films
Frühe Filme und Filme nach 1980
Fragen
III. 1 Amadeus: Gottgesandt, gottgegeben, gottähnlich, gottverlassen. Christliche Metonymien in Miloš Formans Amadeus (1984)
Mozart ist viele
Intro
Plot
Mozarts Schaffen : Genie-Sein von Kindesbeinen an
Negativfolie Salieri : Mediokrität und Eifersucht
Konkurrenten : Salieri und Gott
Mozart und sein ( Gott- )Vater
Salieri-Mozart : Sterbebettszene – Genieterminierung
Mozart als Christusfigur an Constanzes Busen
Conclusio: Christologie und Geniologie
III. 2 Elias – ein zweifach geborenes und gebärendes Gehörgenie. Geburtsmetaphern in Joseph Vilsmaiers Schlafes Bruder (1995)
Der Film – Synopsis
Geniewerdung
Biologische Herleitung , Zeugung und leibliche Geburt
Geniegeburt aus der Natur: Himmel, Wasser, Stein
Genie , Gender , Sexualität
Gelbe Genieaugen
Orgel – Sex – Kirche: Vom Geborenen zum Gebärenden
Selbstopferung
Figurenkonstellationen I: Abdankende Vaterfiguren
Figurenkonstellationen II: Liebesmodelle als Hindernis, Herausforderung oder Beflügelung
Conclusio: An die Natur zurückgegeben
III. 3 Genie – Wahn – Liebe: Ein Genie auf Diät.Filmische Transpositionen von wissenschaftlichen Theorien zu Genie und Wahnsinn in Ron Howards A Beautiful Mind (2001)
Koppelung von Genie und Wahnsinn im Film
Inszenierung des Genies: Fensterkunst, geschmacklose Krawatten und Selbstgenialisierung Nashs
Historische Adaptionen: Genie und Wahnsinn
A Mad Mind – Visualisierung des Wahns im Film
Prinzip Liebe – Prinzip Realität
Inszenierung der weiblichen Figur an Nashs Seite : Eine wahnsinnige Liebe
Sprache der Liebe
Bedeutungsträger Glas
Conclusio: Historische Transformationen. Ein wahnsinniges Genie auf Diät
SCHLUSS: DAS GENIE ALS SELBSTBESPIEGELUNGSFIGUR DER GEISTESWISSENSCHAFTEN UND LITERATUREN
Geisteswissenschaftlicher Geniekult und Disziplinenchaos
Rationalisierung versus Re-Romantisierung und Sakralisierung
Fünf Fragen, die das Genie überstieg
Konkretionen
Wiederkehr des Genies im Film
Das undisziplinierbare Genie
ABKÜRZUNGEN
FILMOGRAPHIE
LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS
PERSONENREGISTER
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