Soziale Sicherung im Spannungsfeld gesellschaftlicher Transformation
Michael Fink
Soziale Sicherung im Spannungsfeld gesellschaftlicher Transformation
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As other Pacific Islands Countries, Fiji is shaped by processes of social transformations and global environmental change. This study utilises ethnographic ideals for enhancing cultural and social geographic research in the global south. A participatory in-depth analysis of rural life in three Fijian coastal villages is at the core of this study. This is framed by a historic-political overview of the burden of Fiji's colonial past. Fijian coastal villagers are not passive victims of global social transformation and climate change. Through neo-traditional movements they actively form processes of social and cultural change. Rural Fijian norms, values and cultural identity crystallize in robust communities. Via modern forms of communication and transportation Fijians established globalised networks securing individuals' quality of life. Family members living far from their home villages remain in contact with their relatives. This way they keep their Fijian Identities as source of wellbeing and as well support the villagers' material wealth and knowledge to enhance capabilities. Merely regarding hazardous climate change impacts the passed on knowledge is spread abridged and poorly fitting into local value systems. Therefore, misperceptions and maladaptations are prevalent. In consequence this study pleads for development agencies to act culturally sensitive and to critically reflect ethnocentric worldviews in order not to harm Fijian values and wellbeing.

Pazifikstaaten wie die Fidschi-Inseln sind wie kaum eine andere Region der Welt gekennzeichnet von gesellschaftlichen Veränderungen und dem globalen Umweltwandel. Auf Basis eines partizipativen Forschungsdesigns, durchgeführt in ausgewählten Küstendörfern, untersucht dieser Band die Auswirkungen der Globalisierung und des Klimawandels auf die Lebensqualität ihrer Bewohner. Dabei wird aufgezeigt, dass die Dorfbewohner keine passiven Opfer externer Prozesse sind, sondern aktiv ihr Leben gestalten. Mittels neo-traditioneller Bewegungen gelingt es den Bewohnern weitestgehend, ein festes Wertefundament als Grundlage ihrer kulturellen Identität zu bewahren. Eine intakte Gemeinschaft steht dabei im Zentrum spiritueller, ökonomischer und sozialer Werte. Im Zuge der gesellschaftlichen Transformation agieren die Gemeinschaften nicht mehr ortsgebunden, sondern bilden mithilfe moderner Transport- und Kommunikationstechnologien globalisierte Netzwerke – ohne dabei die Bezüge zu ihrer kulturellen Herkunft zu verlieren. Auswärts lebende Familienangehörige tragen so Wissen und materiellen Wohlstand in die Dorfgemeinschaften und erweitern die Handlungspotentiale und Lebensstandards der Küstendorfbewohner. Im Zuge der Wissensvermittlung erfolgt jedoch insbesondere die Darstellung des Klimawandels und seiner Gefahren verkürzt und nicht auf lokale Werte zurechtgeschnitten, sodass es auch zu Wahrnehmungsverzerrungen und Fehlanpassungen kommt. Im Kontext von Entwicklungszusammenarbeit rät diese Untersuchung daher zu kultureller Sensibilität und einer kritischen Reflektion ethnozentrischer Weltanschauungen, um die Lebensqualität in fidschianischen Dorfgemeinschaften nicht zu gefährden. In diesem Band werden ethnographische Ideale für eine kultur- und sozialgeographische Forschung im globalen Süden aufbereitet. Konzeptionell ist die Untersuchung in die kritische geographische Verwundbarkeits- und Transformationsforschung eingerahmt. In einem kulturräumlichen Überblick wird zunächst aus historisch-politischer Perspektive die Bedeutung postkolonialer Belastungen auf gegenwärtige Transformationsprozesse aufgezeigt. Das Herzstück bildet anschließend die ausführliche Analyse gesellschaftlicher Transformationsprozesse auf die Lebensqualität in drei Küstendörfern der Fidschi-Inseln.

Language
German
ISBN
978-3-86395-261-7
PazifikForum17_book_160323.pdf
Fink_PF 17_Soziale Sicherung_Druckversion_160323.pdf
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Exkursverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Kartenverzeichnis
Glossar und Abkürzungsverzeichnis
Einleitung
A Methodologie
1. Partizipation als Forschungsprinzip in interkulturellen Kontexten
1.1 Relevanz des Forschungsthemas, Auswahl der Methodik und des Untersuchungsgebietes
1.2 Ethik in der interkulturellen Forschung
1.2.1 Vereinbarkeit von Ethik und Wissenschaft bei partizipativer Forschung
1.2.2 Forschung als persönlicher Prozess mit kritischer Selbstreflektion
1.3 Partizipation in der Forschung und Entwicklungspraxis
1.3.1 Intersubjektivität im interkulturellen Kontext
1.3.2 Verzerrungen entwicklungspolitischer Forschung
1.3.3 Minimierung von Verzerrungen mittels Partizipation
1.3.4 Umgang mit Verzerrungen aufgrund der eigenen Persönlichkeit
1.4 Macht und Vertrauen in partizipativer Forschung
1.4.1 Machtpolitische Dimensionen von Partizipation
1.4.2 Qualität von Gruppenarbeiten und Visualisierungen
1.5 Aufbau der Forschungsmethoden
1.6 Angewandte partizipative (PRA-) Methoden
1.7 Kritisches Fazit zur Methodik
1.7.2 Machtungleichheiten und mangelnder Partizipationsgrad bei Gruppendiskussionen und Visualisierungen
1.7.3 Zur Rechtfertigung von Machtungleichgewichten in der Forschung
1.7.4 Überwindungsversuche des mangelnden Grades an Partizipation
B Theoretisch-konzeptioneller Rahmen
2. Die Gabe – Einführung in kulturtheoretische Grundbegriffe
2.1 Relationales Raumverständnis
2.1.1 Gesellschaft und Kultur
2.1.2 Kulturelle Identität
2.1.3 Transkulturalität statt Multikulturalität
2.1.4 Transdisziplinäre Erfassung des Wertefundaments kollektiver Identitäten
2.1.5 Soziales Handeln
2.2 Die Praxis der Gabe
2.3 Gabenökonomie als Wirtschaftsweise
2.4 Soziale Beziehungen und Sozialkapital
3. Globalisierung und gesellschaftliche Transformation
3.1 Globalisierung
3.1.1 Raumzeitliche Schrumpfung
3.1.2 Wirtschaftliche Globalisierung
3.1.3 Sozio-kulturelle Globalisierung und neo-traditionelle Gegenbewegungen
3.2 Klimawandel als glokales Risiko
3.2.1 Wissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels
3.2.2 Auswirkungen des Klimawandels auf menschliche Gesellschaften
3.3 Gesellschaftliche Transformation
3.3.1 Globalisierung als Motor heutiger Transformationsprozesse
3.3.2 Transformation als Unsicherheit
4. Lebensqualität – Soziale Sicherung durch Verwirklichungschancen
4.1 Eurozentristische Vorstellungen von Armut und Entwicklung
4.1.1 Entwicklungstheorien
4.1.2 Nachhaltige Entwicklung
4.1.3 Mensch-Natur Dichotomie
4.1.4 Kultur, Entwicklung und die Entzauberung der Welt
4.2 Soziale Verwundbarkeit
4.2.1 Anpassung und Bewältigung
4.2.2 Resilienz und menschliche Sicherheit
4.3 Menschliche Sicherung durch Verwirklichungschancen
4.4 Ein integratives Konzept zu sozialer Sicherung
4.4.1 Wertebasierter Ansatz
4.4.2 Demokratie als öffentlicher Vernunftgebrauch
C Kulturräumlicher Überblick
5. Fidschi im Zeichen gesellschaftlicher Transformation
5.1 Historischer Abriss Fidschis
5.1.1 Entstehungsmythos
5.1.2 Präkoloniale Ära
5.1.3 Anfänge der kolonialen Ära – Landrecht und indische Kontraktarbeiter
5.1.4 Ethnische Spaltungen im Zuge der Kolonialpolitik
5.2 Gesellschaftliche Spannungsfelder und politische Konfliktlinien seit der Unabhängigkeit
5.2.1 Ethnische Konflikte in Fidschi
5.2.2 Konflikte entlang der Häuptlingskonföderationen
5.2.3 Konfliktfelder und Lösungsansätze in der Militärdiktatur
5.3 Exposition gegenüber Klimawandel und Naturgefahren
5.3.1 Tropische Wirbelstürme
5.3.2 Physische Auswirkungen des Klimawandels
5.4 Gesellschaftliche Trends und Dynamiken
D Empirie – Darstellung und Analyse
6. Einführung in die untersuchte Lebenswelt – kulturelle Identität
6.1 Politisch-administrative Ordnungseinheiten und soziale Identitäten
6.1.1 Häuptlings- und Staatswesen
6.1.3 Dörfliches Zusammenleben
6.1.4 Konfliktpotentiale aufgrund von institutionellem Pluralismus
6.2 Malawai: Sozial-ökonomische Einblicke
6.2.1 Marktwirtschaftliche Beziehungen
6.2.3 Migration als Chance und Risiko der Transformation
6.3 Nabuna: Sozial-ökonomische Einblicke
6.3.1 Marktwirtschaftliche Beziehungen und Reziprozität
6.3.2 Soziale Gliederung und Häuptlingswesen
6.3.4 Risiken und Chancen der Transformation
6.4 Dravuni: Sozial-ökonomische Einblicke
6.4.1 Einbindung in politische, traditionelle und kirchliche Gliederungssysteme
6.4.2 Marktwirtschaftliche Beziehungen und lokale Entwicklungsprojekte
6.4.3 Gruppenbildung aus politisch-administrativen Zwängen
6.5 Sozialräumliche Dimensionen von Familiennetzwerken
7. Vanua – Die räumliche Manifestation der kulturellen Identität
7.1 Yaqona-Zeremonien
7.1.1 Gunu vanua – „das Land trinken“
7.1.2 Respekt gegenüber den Ahnen
7.2 Vanua im Zeichen der Transformation – Neo-traditionelle Bewegungen
7.2.1 Kolonialrechtliche Bestimmung von Land als Kollektiveigentum
7.2.2 Yaqona-Zeremonien zwecks Fundraising
7.2.3 Vereinbarkeit des christlichen Glaubens mit vanua
7.2.4 Wirtschaftliche Inwertsetzung des Landes – Zugang zu Land als Ressource
7.2.5 Touristische Niederlassung auf Koro Island
7.2.6 Generationenkonflikt beim Reinigen der Friedhöfe
7.2.7 Traditionelle Fischtreibjagd als Gegenbewegung
7.2.8 Monasavu: Besetzung eines Staudammprojektes
7.3 Vanua als Essenz des Kulturellen (Zwischenfazit)
7.4 Tabu als lokale Antwort auf den globalen Nachhaltigkeitsdiskurs
7.4.1 Maritime Schutzzone
7.4.2 Gefahr einer Entzauberung der Welt
8. Lebensqualität in fidschianischen Küstendörfern
8.1 Einklang im Dreiklang – mentale, physische und spirituelle Fitness als Quelle guten Lebens
8.1.1 Projektion des Dreiklangs guten Lebens in gesellschaftlichem Oberbau
8.1.3 Störungen eines guten Lebens aufgrund gesellschaftlicher Transformation
8.2 Kerekere – Geben und Nehmen
8.2.1 Mythos einer einseitigen Ausnutzung aufgrund gesellschaftlicher Transformation
8.2.2 Anpassungsfähigkeit Dank öffentlicher Diskussion
8.3 Klimawandelanpassung und Naturgefahrenvorsorge
8.3.1 Herausforderungen bei der Andockung neuer Wissenssysteme an traditionelle Basen
8.3.3 Soziale Sicherung als Anpassung an Naturgefahren
Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang: Fragebogen
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