Fortschritt und Verfall
Martin Ingenfeld
Fortschritt und Verfall
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Mit dem gewachsenen Interesse für die Geistesgeschichte Nachkriegsdeutschlands und der Bundesrepublik hat auch der Name Joachim Ritter in den letzten Jahren verstärkt Beachtung gefunden. Zwischen 1946 und 1968 lehrte er Philosophie an der Universität Münster und beeinflusste als akademischer Lehrer durch sein Collegium Philosophicum eine ganze Reihe von namhaften Hochschullehrern und Intellektuellen. Diese Studie rekonstruiert zum einen die Entwicklung dieses Kreises. Insbesondere untersucht sie, wie Joachim Ritters Philosophie, sein Verständnis der modernen Welt und seine eigene intellektuelle Entwicklung in den Nachkriegsjahren bei seinen akademischen Schülern wirksam wurden, namentlich bei Hermann Lübbe und Odo Marquard, Robert Spaemann und Ernst-Wolfgang Böckenförde. Besonderes Augenmerk gilt zum anderen den religionstheoretischen und -politischen Überlegungen dieser Autoren, die sich, obwohl jeweils entscheidend von Ritter beeinflusst, doch deutlich voneinander abheben. Zur Erschließung dieser unterschiedlichen Perspektiven auf Moderne und Religion im Kontext der jungen Bundesrepublik – zwischen Fortschritt und Verfall – werden Bezüge zu Autoren wie Carl Schmitt und Hans Blumenberg aufgegriffen und nachgelassene Aufzeichnungen Joachim Ritters ausgewertet. Durch ihre offenen Anschlusspunkte ebenso wie durch ihre inhaltlichen Ambivalenzen, die zudem im zeitlichen Verlauf nicht unverändert blieben, erweist sich rückblickend die Fruchtbarkeit, mit der Ritters Philosophie die Auseinandersetzung mit der eigenen Gegenwart anzuregen vermochte, als sein maßgebliches Erbe.

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Martin Ingenfeld ist Politikwissenschaftler. Der Schwerpunkt seines Forschungsinteresses liegt im Bereich der politischen Theorie und Philosophie. Mit vorliegender Arbeit wurde er im Jahr 2015 an der Ludwig-Maximilians-Universität München promoviert.

Language
German
ISBN
978-3-946198-12-3
Danksagungen
English Summary
1. Einleitung: Eine melancholische Moderne?
2. Joachim Ritter und das Collegium Philosophicum in Münster
2.1 Joachim Ritter und seine akademischen Schüler
2.2 Zur Diskussion um die sogenannte ›Ritter-Schule‹
2.3 Der Kreis um Joachim Ritter als Schule und als Konstellation
2.4 Vorläufige Zusammenfassung und Forschungsüberblick
3. Zur Philosophie Joachim Ritters und zu seinen Ansätzen zu einer Theorie der Religion
3.1 Zur Entwicklung der Nachkriegsphilosophie Joachim Ritters
3.1.1 Die moderne Welt im Spiegel von Fortschritts- und Verfallstheorien
3.1.2 Entzweiung und Versöhnung: Hegels Philosophie als Philosophie der Revolution
3.1.3 Subjekt und Gesellschaft: Konturen des Freiheitsbegriffs bei Joachim Ritter
3.1.4 Joachim Ritter über bürgerliches Leben und politisches Gemeinwesen bei Aristoteles
3.1.5 Den aristotelischen Begriff des Politischen zurückrufen: Joachim Ritters Begriff des modernen Staates
3.1.6 Substanz, Subjekt, Gesellschaft: Joachim Ritter zwischen Neoaristotelismus und Neohegelianismus
3.2 Religion und Moderne in der Philosophie Joachim Ritters
3.2.1 T.S. Eliot: Die Idee einer christlichen Gesellschaft
3.2.2 Zur Genese des religionsphilosophischen Denkens bei Ritter: Kulturpessimismus in den Nachkriegsjahren
3.2.3 Die Bedeutung des Türkei-Aufenthalts für Ritters Theorie der Moderne
3.2.4 Politik und Religion in der Gesellschaft der Entzweiung
3.2.5 Moderne und Religion bei Joachim Ritter – ein erstes Resümee
4. Aspekte religionstheoretischer Differenzierung im Ausgang von Joachim Ritter
4.1 Eine Geschichtsphilosophie der säkularisierten Moderne
4.1.1 Der Säkularisierungsbegriff bei Joachim Ritter in Auseinandersetzung mit Karl Löwith und Friedrich Gogarten
4.1.2 Zum Funktionswandel der Säkularisierungstheorie bei Lübbe und Blumenberg
4.1.3 Die Legitimität der Neuzeit: Substanz und Funktion moderner Gesellschaft
4.1.4 Die Geschichtsphilosophie als Gegenneuzeit: Odo Marquards Schwierigkeiten mit der Geschichtsphilosophie
4.1.5 Zur politischen Theologie eines aufgeklärten Polytheismus: Odo Marquards Positivierung moderner Gewaltenteilungen
4.1.6 Odo Marquards Kritik der Geschichtsphilosophie im Ausgang von Joachim Ritter
4.2 Zwischen »Tyrannei der Werte« und »Politischer Theologie«: Carl Schmitt im Kreis um Joachim Ritter
4.2.1 Die »Tyrannei der Werte«: Zur Kritik der Wertphilosophie bei Joachim Ritter und Carl Schmitt
4.2.2 Die Neuzeit und ihre Legitimitäten: Blumenberg, Schmitt und die politische Theologie
4.2.3 Das »Zeitalter der Neutralisierungen«: Ausgangspunkte einer liberalisierenden Schmitt-Rezeption im Umfeld Joachim Ritters
4.2.4 Carl Schmitt im Ritter-Kreis: Dezisionismus und politische Theologie
4.3 Zur Auseinandersetzung um Substanz und Funktion von Religion im Kreis um Joachim Ritter
4.3.1 Religion als Kontingenzbewältigungspraxis – Hermann Lübbes Religionstheorie
4.3.2 Zum Begriff der Zivilreligion bei Hermann Lübbe
4.3.3 Robert Spaemanns Kritik des Funktionalismus
4.3.4 Gegen eine hypothetische Zivilisation: Robert Spaemanns Kritik der Moderne mit und gegen Joachim Ritter
4.3.5 Religion als Garant oder als Fundament der freiheitlichen Demokratie?
4.4 Über die Unverfügbarkeit der freiheitlichen Demokratie
4.4.1 Der freiheitliche Staat als sittlicher Staat: Das sogenannte Böckenförde-Diktum
4.4.2 Die unverfügbaren Voraussetzungen der freiheitlichen Demokratie: Eine Zusammenfassung der differenzierten Sichtweisen im Kreis um Joachim Ritter
5. Zum Schluss: Die Ambivalenzen und Differenzierungen der Entzweiungsphilosophie
Quellen- und Literaturverzeichnis
Verzeichnis verwendeter Materialien aus dem Nachlass Joachim Ritters
Literaturverzeichnis
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